Kirche, Gebäude und Einrichtungen

Die Renovierungsphasen

Auch über größere Reparaturen, Veränderungen und Renovierungen am Kirchengebäude berichtet die Chronik.

Erwähnenswert sind dem Chronisten mehrere Einbrüche in den Jahren 1921/22 in Kirche und Pfarrhaus, bei denen unter anderem entwendet wurden:

Chorherren-Rochetts, 6 neue schwarze Knabentalara, 1 Kamelhaardecke, 1 Regulator, 1 komplette Wäsche für den Hochaltar mit Staubtuch, 1 Kommunionbankgedeck, 4 schwere Altarvorhänge.

Er schreibt dazu:

Mit Unterdrückung aller unchristlichen Wünsche für die armseligen Spitzbuben überlässt der Chronist es dem lieben Gott, mit denselben abzurechnen.

Die erste größere Reparatur am Kirchengebäude war 1923/24 die

Dichtmachung des Kirchendaches. Das Dach war in einem solch schadhaften Zustand, dass der Regen an vielen Stellen durch das Gewölbe drang und an der Westseite geradezu eine Gefahr für die Haltbarkeit des Gewölbes wurde. Die Schadhaftigkeit war nur dadurch zu erklären, dass das Dach von vornherein nicht vorschriftsmäßig gedeckt war, dass die Schiefersteine nicht weit genug übereinander lagen, dass statt der anzuwendenden Kupfernägel schlecht verzinkte Eisennägel benutzt worden waren und stellenweise überhaupt keine Dachpappe vorhanden war. Da ein Ausbessern - zumal der Westseite - wenig Aussicht auf Erfolg bot, entschloss man sich, eine Hälfte des Daches an der Westseite ganz neu zu decken und das übrige Dach vorläufig auszubessern. Die Arbeiten wurden dem Dachdeckermeister Michael Breuer in Herne übertragen. Die nicht unerheblichen Kosten wurden durch Sammlungen aufgebracht.

Es folgte im Sommer 1927

die Umdeckung des größten Teils des Kirchendaches. Schon im Herbst 1923 und im Frühjahr 1924 war die westliche Seite des Längsschiffes ganz umgedeckt worden. Aber das übrige Dach des zuerst fertiggestellten Teils der Kirche - nur Turm und anschließendes Joch waren nicht einbegriffen - musste auch umgedeckt werden, wenn nicht jedes Jahr hohe Kosten für Reparaturen des schadhaften Daches gezahlt werden sollten.

Die Umdeckung hat mit Dachrinnen und allem Drum und Dran rund 10.000 RM gekostet, von denen 4.000 RM durch Anleihe und der Rest durch die Kollekten in der Kirche aufgebracht sind, bzw. noch aufgebracht werden müssen.

 

Renovierte Turmspitze

 

 

1928 kam es zur

Instandsetzung des Inneren der Kirche. Nachdem das Dach der Kirche mit Ausnahme der Türme und der beiden Seitenkapellen an den Türmen gänzlich erneuert worden war, konnte daran gedacht werden, auch das Innere der Kirche einer gründlichen Wiederinstandsetzung zu unterziehen. Seitdem das letzte Joch und die beiden Türme an die Kirche angebaut waren, also etwa seit 1909, war nichts mehr in und an der Kirche geschehen. Zehn neue Fenster, vier im Längsschiff und je drei in den Seitenkapellen, waren schon 1926 und 1927 eingesetzt worden und gereichen der Kirche zur Zierde. Nunmehr kam die Ausmalung an die Reihe. Diese Arbeit wurde einem Meister aus der Gemeinde übertragen, dem Kirchenmaler Heinrich Disteldorf, und zwar zum Preis von 5.500 RM, wozu noch die Kosten für die Aufstellung des Gerüstes in Höhe von 1.250 RM kommen. Die Kirche wurde mit Ausnahme der Pfeiler mit Kalk gestrichen, nachdem sie vorher gründlich und sauber bis auf den Putz gereinigt war. Das Ziel der Bemalung war, durch einfache Behandlung der Gewölbe in hellgrauem, der Wände im gelblichen Ton und der sämtlichen tragenden (konstruktiven) Teile in grün-blauem Sandsteinton bei reicher Behandlung der Pfeilerkapitäle usw. mit Gold und Rot - unter Weglassung jeglichen ornamentalen Beiwerks an den Wänden - eine ruhige, warme Raumstimmung hervorzurufen. Das Ziel ist erreicht worden.

Draußen an der Fassade der Kirche wurden vier herabgebrochene und schadhafte Phiale ganz abgenommen. Eine Erneuerung ist schwierig, aber sicher wünschenswert für das ansehen der Kirche. Vorläufig kann sie nicht gemacht werden - cura posterior! - Alle Mauerarbeiten in und an der Kirche hat die Harpener Bergbau-Aktiengesellschaft bis auf geringe Einzelheiten kostenlos vertragsgemäß ausgeführt. - So stand das Jahr 1928 unter dem Zeichen der Renovierung der Kirche. Alle Arbeiten sind ohne größeren Unfall verlaufen. Nur einmal fiel ein Malerlehrling etwa vier bis fünf Meter hoch vom Gerüst, ohne jedoch nennenswerte Verletzungen davongetragen zu haben. Deo gratis!

 

 

Jeder Kirchturm ist mit vier Engeln verziert

 

 

 

Über die Schäden am Kirchengebäude während des Krieges und deren Beseitigung wurde im Pfarrbrief der Mariengemeinde von August 1980 anlässlich der 80. Wiederkehr der Kirchweihe in Kurzform berichtet:

1939 - 1944: Erst im November 1944 Beschädigungen, besonders der Fenster und des Daches, durch Bomben und Luftminen. Kirchenbücher auf Anordnung der erzbischöflichen Behörde abgelichtet und in der Sakristei feuersicher gelagert.

07.02.1945: Größere Fensterschäden; Gottesdienst in den Kindergarten hinter dem Schwesternhaus (heute Pfarrheim) verlegt.

1. Ostertag - Weißer Sonntag, 08.04.1945: Die Türme, in denen die Deutschen eine Telefonanlage installiert hatten, von amerikanischer Artillerie beschossen. Herabfallende Steine (Wasserspeier) beschädigten das Dach des Kirchenschiffes.

09.04.1945: Einmarsch der Amerikaner. Danach Kirche notdürftig für den Gottesdienst hergerichtet.

1946: Reparatur der Kirche wegen Materialmangels zurückgestellt.

1948: Wiederherstellung der Türme, Helme mit Zink, statt - wie vorher - mit Schiefer gedeckt; Kostenpunkt 21.000 DM. Reparatur der Mauerschäden am Schiff: 1.200 DM.

1952: In Anbetracht des noch immer unansehnlichen, baulichen Zustandes Gründung eines neuen Kirchbauvereins.

In den Sommermonaten wurde der mittlere Teil des Kirchendaches, das seit dem Krieg bis jetzt nur mit Dachpappe gedeckt war, mit Moselschiefer neu gedeckt, so dass die Kirche jetzt von außen gegen schädliche Witterungseinflüsse geschützt ist. Desgleichen wurden die beiden Seitentürme mit Zinkblech belegt und mit wetterfester Farbe grün gestrichen.

1953: Sakristei trockengelegt und mit Schränken versehen.

1954/55: Renovierungsarbeiten durch Verhandlungen mit dem Generalvikariat um Zuschüsse verzögert. Neuverglasung nach Entwurf von W. Klocke sr. (Gelsenkirchen).

1956: Renovierung; Werktagsgottesdienste ins Schwesternhaus verlegt. Isolierung der Wände, Klempnerarbeiten, Austausch von Bänken, Liederzeiger, Lautsprecheranlage, Heizung. Neuverglasung mit Rosette in der Südfassade abgeschlossen. Anstrich nach Entwurf von Walter Klocke senior.

Im Jahre 1972 wurde erneut eine Renovierung notwendig. Auch die Gemeindemitglieder sollten Vorschläge machen. Forderungen nach Abriss der alten Kirche wurden allerdings abgelehnt.

Am Sonntag, dem 24. Februar [1974], wurden in allen Gottesdiensten die Gläubigen über das große Vorhaben unserer Kirchenrenovierung informiert. Zwei Vertreter des Kirchenvorstandes (Herr Huchrak: Bau, Herr Lippes: Finanzen) gaben Aufschluß über bauliche und finanzielle Maßnahmen. Der Kostenvoranschlag für dieses Bauprojekt hält sich mit 820.000 DM in Grenzen. 2/3 des Betrages übernimmt die Bistumskasse, der Rest ist von der Gemeinde aufzubringen. - Architekt ist Herr Gerold Ringelhahn, Kreis Wenden/Olpe.
In der Woche nach dem 12. Mai [1974], fiel der Startschuss für die Renovierung unserer Kirche. Daher mussten wir für die gesamte Bauzeit unsere Gottesdienste verlegen. Unsere evangelische Nachbargemeinde Baukau hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, uns ihre Kirche zur Verfügung zu stellen. Dafür sind wir sehr dankbar! Es ergab sich zwangsläufig eine Änderung der Gottesdienstzeiten. - Die evangelische Kirchengemeinde war in jeder Hinsicht zuvorkommend; wir konnten sogar die Stehle mit dem Tabernakel im Chor aufstellen. - Die übrigen Gegenstände der Kirche wurden in einem Lagerhaus im Harpener Weg untergebracht. - Am 14. Mai begannen die Bauarbeiten.

In dem bereits angeführten Pfarrbrief von August 1980 heißt es zu dieser Renovierung im Telegrammstil:

Mai 1974: Beginn der Arbeiten; Gottesdienst in die evangelische Kirche an der Bismarckstraße verlegt. Mauerwerk und Gewölbe trockengelegt, Heizung erneuert, Raumaufteilung verändert, "Teppichfelder" der Fenster durch hellere Gläser ersetzt, Ausmalung, neue Sakristei auf der Westseite; Leitung: Architekt Gerold Ringelhan (Gerlingen); neue Ausstattung von Bildhauer Josef Baron (Unna-Hemmerde).

Ostern 1975: Innenarbeiten abgeschlossen, Gottesdienst wieder in der Marienkirche.

07.03.1976: Konsekration des neuen Altares durch Weihbischof Nordhues.

Bis 1977: Arbeiten an Türmen, Fassaden und Kirchplatz beendet.

1978: Die Renovierung - allgemein als gelungen betrachtet - schuldenfrei abgeschlossen; bei Gesamtkosten von etwa 1.200.000 DM. Eigenleistung der Gemeinde rund 300.000 DM.

Die bei der Kirchenrenovierung vorgenommene Isolierung der Gewölbe war mangelhaft ausgeführt worden, so dass noch in der Gewährleistungszeit eine stark unterschiedliche Verschmutzung der Gewölbe sichtbar wurde. Es kam zu einem Rechtsstreit, den das Oberlandesgericht 1987 zugunsten der Kirchengemeinde entschied.

Am 15.04.1981 bittet der Kirchenvorstand das Generalvikariat in Paderborn um die Benennung eines Sachverständigen zur Überprüfung des Kirchendaches, das an verschiedenen Stellen undicht ist.

Im Juli 1989 liegt die Abschlussrechnung über die Erneuerung des Kirchendaches vor. 493.631,84 DM kostete die Neueindeckung mit Naturschiefer (Moselschiefer). Dem Baubeginn war eine leidige Auseinandersetzung mit dem Erzbischöflichen Generalvikariat vorausgegangen, das aus Kostengründen eine Eindeckung mit (damals noch asbesthaltigem) Kunstschiefer befürwortete. Der Kirchenvorstand jedoch lehnte eine solche Eindeckung aus mehreren Gründen ab und konnte sich letztendlich durchsetzen. In die Kosten eingeschlossen ist die Neubefestigung der Zinkbleche auf beiden Kirchtürmen mit Edelstahlschrauben.

Die zur Zeit noch andauernden erneut notwendig gewordenen umfangreichen Arbeiten am Kirchengebäude begannen 1977. Die Außensanierung am gesamten Baukörper ist weitgehend abgeschlossen, die Innensanierung ist in vollem Gange. Die Gottesdienste werden weiter in der Kirche abgehalten, je nach Arbeitsabschnitt finden aber Beeinträchtigungen statt.

 

Der blaue Text wurde entnommen aus:
Chronik Geschichte der Pfarrei Herne-Baukau (maschinenschriftliches Exemplar), Pfarrarchiv