Chronik St. Dreifaltigkeit

Pastoralkonzept

Den Himmel offen halten in gottesdürftigen Zeiten

1. Einleitung - Worum es uns geht

Das pastorale Wirken der Kirche umgreift alle ihre Handlungen und
Tätigkeiten, mit denen sie unter den jeweiligen Bedingungen von Ort und Zeit in
dieser Welt unterwegs ist.

Es ist die liebende Sorge Gottes und Jesu Christi, des guten
Hirten (Pastor), die die Kirche darin für Gottes Volk und jeden einzelnen
Menschen verwirklicht:

-        
in der Verkündigung des Glaubens an den Gott des Lebens, wie ihn
Jesus Christus den Menschen näher gebracht hat

-        
im Dienst an allen Menschen

-        
in der Feier des Glaubens

-        
und in der in all dem erfahrbaren Gemeinschaft von Menschen
untereinander und mit Gott.

Gemeinden sind seit Anbeginn der Kirche ein bevorzugter und
wichtiger Ort dafür.

Daher haben wir als Gemeinden St. Peter und Paul und St.
Dreifaltigkeit nach den konkreten Bedingungen unserer Orte und unserer Zeit zu
fragen, unter denen die Pastoral steht. „Zur Erfüllung dieses ihres Auftrags
obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen
und sie im Licht des Evangeliums zu deuten“ (Pastoralkonstitution des 2.
Vatikanischen Konzils Gaudium et Spes Nr. 4)

Wir erkennen, dass wir am Beginn der 21. Jahrhunderts in unserem
Land, im Bistum Paderborn und auch konkret in unseren Gemeinden tief greifenden
Veränderungsprozessen unterliegen, die die Gestalt unseres Kirche-Seins in
unserem Stadtteil nachhaltig beeinflussen.

Uns ist es wichtig, diese Veränderungen wahrzu-nehmen, sie
aufzuzeigen und zu analysieren, sie aber immer als Zu-Mutungen zu verstehen,
eine bessere Wirklichkeit wahr zu machen.

Dafür soll das vorliegende Konzept eine Hilfestellung sein. Es
fasst Erkenntnisse zusammen, die die für die Leitung der Gemeinden St. Peter
und Paul und St. Dreifaltigkeit verantwortlichen hauptberuflichen und
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über die wahrgenommene
Wirklichkeit beider Gemeinden, über die Situation der Menschen in den
betreffenden

Stadtteilen Herne Sodingen-Börnig-Holthausen gewon-nen haben. Es
stellt Grundüberzeugungen vor, die uns leiten und motivieren. Es möchte von
daher Herausforderungen erkennen sowie Ziele und Aufgaben beschreiben. Diese
immer neu zu finden, wird ständige Aufgabe des PGR sein.

Wir sind uns dabei bewusst, dass dieses Konzept keine
allumfassende Beschreibung aller pastoralen Handlungen in unseren Gemeinden
sein kann und soll. In vielem muss es fragmentarisch bleiben und bedarf
ständiger Weiterentwicklung und Fortschreibung. Es soll aber Impulse geben, in
Zukunft wach zu bleiben für die richtigen Fragen, auch dann, wenn wir (noch)
keine Antworten finden. Ein pastorales Konzept redet nicht einer „Machbarkeit“
das Wort, wie sie in vielen Bereichen unserer Gesellschaft kennzeichnend ist.
Es ist in dem Bewusstsein formuliert, dass wir als Christen dem Gott des
Lebens, so nah und so verborgen er uns oft ist, unsere offenen Fragen und
fehlenden Antworten anvertrauen können.

Damit wird ein Pastoralkonzept zu einem Ausgangs-punkt, den Weg zu
erkennen und einzuschlagen, den Gott mit uns gehen will. Die biblische
Botschaft bezeugt uns, dass dieser Weg ein oftmals anderer ist, als der vom
Menschen her (vor-)gedachte und entworfene. Gerade so verweist uns das Konzept
dann auf den größeren Kontext unserer Handlungen und Entschei-dungen, die durch
diözesan oder weltkirchlich gesetzte Möglichkeiten und Grenzen gekennzeichnet
sind. Das Nachdenken über unsere Pastoral schließt also ebenso die Erkenntnis
ein, dass wir Menschen selbst – gerade auch als Entscheidungsträger in der
Kirche – Gottes Wirkmöglichkeiten Grenzen setzen, und dass es gilt, diese Grenzen
zu erkennen und zu überwinden.

Adressaten dieses Konzepts sind alle Leitungs-verantwortlichen,
sowohl die hauptberuflichen Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter in der
Gemeindeleitung, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Leitungs-gremien
(PGR und KV), in den Kindergärten, alle, die in unseren Gemeinden in einer
Gruppe, einem Verein, einer Arbeitsgemeinschaft oder Aktion leitend und
mitarbeitend tätig sind; darüber hinaus jedes Gemeindemitglied und jeder, der
sich mit uns auf den Weg machen will.

Es dient auch als Orientierung für die Visitations-gespräche mit
den Bischöfen.

2. Die Gemeinden in ihrer Umgebung – Was wir im Herner Osten wahrnehmen

Die Gemeinden St. Dreifaltigkeit und St. Peter und Paul bilden
seit dem 1.5.2001 den Pastoralverbund Herne-Ost, im heutigen Dekanat
Emschertal. Sie verbindet eine vergleichbare Entstehungsgeschichte. Anlass für
ihre Gründungen Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts
waren wachsende Stadtteile im damaligen Amt Sodingen. Prägend waren Bergbau und
Zechensiedlungen über viele Jahrzehnte. Kennzeichnend sind heute die mit dem
Rückzug des Bergbaus verbundenen Strukturveränderungen, die sich in vielen
vergleichbaren Siedlungen des Ruhrgebietes finden.

Zur Gemeinde St. Peter und Paul gehören zwei unterscheidbare
Stadtteile: der Bereich Sodingen-Mitte und der Bereich Börnig. Zum Stadtteil
Börnig gehört die Zechensiedlung Teutoburgia, deren größerer Teil wiederum der
Holthauser Gemeinde St. Dreifaltigkeit angehört. Der größere Teil der Gemeinde
St. Dreifaltigkeit liegt auf dem Gebiet der alten Gemarkungen Börsinghausen und
Holthauser Dorf. Bei aller (historischen) Unterscheidbarkeit gibt es heute im
alltäglichen Leben viele fließende Übergänge und Berührungspunkte durch
Bebauung, Infrastruktur und praktische Lebensvollzüge der Menschen.

Die Gemeinden des PV leben und wirken in der konkreten Welt dieser
Ortsteile. Und die Wirklichkeit dieser Ortsteile wirkt ein auf die Gemeinden.
Wichtig scheinen uns dabei folgende Merkmale:

  • Die Bevölkerungsentwicklung im Stadtteil ist schrumpfend. Wir
    erwarten einen Rückgang der Bevölkerung bis zum Jahre 2020 von 7 % (gegen-über 2003).     
  • Die Analyse der Bevölkerung auf dem Gebiet des Pastoralverbundes
    mit den Mitteln der Sinus-Milieustudie zeigt die Dominanz folgender Milieus:
    Traditionsorientierte (24%), Bürgerliche Mitte (20%), Konsum-Materialisten
    (18%).         
  • Es gibt einen hohen Anteil von Familien, die in sozial prekären
    Situationen leben. Dabei ist der Ortseil Sodingen stärker betroffen als der
    Ortsteil Börnig/Holthausen. (Sodingen: 34% aller Kinder arm, 17% armutsnah; Börnig/Holthausen: 20% arm, 15%
    armutsnah; gem. Familienbericht der Stadt Herne 2007)

Im Gemeindeleben nehmen wir folgende Entwicklungen wahr:       



  • Der Rückgang der Katholiken ist im Vergleich zur Entwicklung der Gesamtbevölkerung stärker. Katholiken sind bei den unter 60-jährigen unter-durchschnittlich, bei den über 60-jährigen deutlich überdurchschnittlich vertreten.           

    Die Gemeindemitgliederzahl sank in den letzten 20 Jahren um ca. 20 %. Aufgrund
    der Alterspyramide wird sich der Verringerungsprozess noch beschleunigen.
  • Alle kirchlichen Amtshandlungen / Sakramenten-spendungen (Taufen,
    Erstkommunion, Firmungen, Trauungen, Beerdigungen) sind rückgängig, beson-ders
    bei den Taufen in den letzten 20 Jahren um über 60%.   
  • Der Anteil der Gottesdienstbesucher an der Katho-likenzahl ist
    kontinuierlich zurückgegangen und liegt in beiden Gemeinden bei unter 10 %
    (1987: 18 %).         
  • Die Gemeinden erreichen nur noch einen Bruchteil der sozialen
    Milieus. Insbesondere bei dem hohen Anteil der Konsum-Materialisten gibt es nur
    sporadische, ereignishafte Berührungspunkte ohne längerfristige Bindungen.   
  • Der Rückgang der hauptberuflichen pastoralen Mitarbeiter,
    insbesondere der Rückgang der Priester in der Diözese ist natürlich auch für
    die Gemeinden des PV erfahrbar und wirkt sich u.a. in der Notwendigkeit aus,
    dass hauptberufliche Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter sich einem immer neuen
    Anforderungsprofil stellen müssen.

3. Das Gemeindeleben - Was wir schätzen

Auch wenn wir wahrnehmen, dass gerade im Blick auf (statistisch)
erfassbare Veränderungen schnell Worte wie „Mangel“ oder „Rückgang“ nahe
liegen, möchten wir das Leben der Gemeinde mit ihren vielfältigen
Lebensäußerungen, Gesellungsformen und Aktionen als Orte christlichen Glaubens,
als so gewordene und sich entwickelnde Gestalt ernst nehmen.

Dies verstellt nicht den Blick auf (un-)absehbare Entwicklungen,
stellt aber eine Perspektive dar, die das gläubige Engagement vieler Menschen
in Vergangenheit und Gegenwart zu würdigen weiß, und Aufbrüchen und
Entwicklungen, die sich abzeichnen, in den Blick nimmt.

Einige solcher Lebensvollzüge der Gemeinde gelten uns als
„Schätze“ (in Anlehnung an das Gleichnis vom „Schatz im Acker“ Mt 13,44):

  • 1.600 verbindliche Verortungen
    von Menschen als Mitglieder, Mitarbeiter, regelmäßige Teilnehmer in Gruppen,
    Verbänden und Kreisen der Gemeinden. Auch wenn diese Zahl durch mehrfache
    Zugehörigkeit einzelner Personen zustande kommt, wird an ihr deutlich, in
    welchem Maß die Gemeinden Menschen einen Lebens- und Glaubensort bieten.
  • Die ortsnahen sonntäglichen und vorabendlichen Eucharistiefeiern
    in beiden Gemeinden, die insbesondere für Senioren und Kinder leichter
    erreichbar sind.
  • Die vielfältigen Musikkreise und –gruppen, die musi-kalischen
    Talente, die Menschen unterschiedlichen Alters aktiv und passiv anspricht:
    Kirchenchöre, Chor 77, Kindermusikkreise, Bläserkreis u.a.

Besondere Gottesdienstformen, teils regelmäßig, teils in geprägten
Zeiten, die weniger an feste liturgische

  • Formen und Vorgaben gebunden sind, und die auch Menschen
    erreichen, die die sonntägliche Eucharistie kaum besuchen: z.B.
    Jugend-gottesdienste, Spielgottesdienste, Taizé-Gottes-dienste,
    Behindertengottesdienste, Wort und Brot Teilen, Gottesdienste zum Valentinstag
  • Die drei Kindergärten mit insgesamt 8 Gruppen, die Menschen einen
    neuen Kontakt (zuweilen Erstkontakt) mit Kirche ermöglichen.
  • Die Caritaskonferenzen (insbesondere die große CK in St. Peter und
    Paul)      
  • Das diakonische Engagement auf kommunaler Ebene von einzelnen und
    Gemeindegruppen

                                                  

  • Die Sternsingeraktionen
  • Die jährlich stattfindenden Bibelkurse, sowie verschiedene
    Bibelgesprächs- und Glaubens-gesprächskreise
  • Projekte und Aktionen der Begegnung mit Kunst
  • Biblische Singspiele / Musicals
  • Die verschiedenen Feste im Laufe des Jahres (Pfarrfeste,
    Kindergartenfeste, Karneval, Mitarbeiter-feste, St. Martinszüge), die z. T.
    Stadtteilereignisse sind.

Wir stellen fest, dass die Bedeutung all dieser „Schätze“ für die
einzelnen Menschen, für Menschen unter-schiedlichen Alters und in den
verschiedenen sozialen Milieus stark differiert und sich verändert. Gleiches
gilt auch für viele andere Bestandteile des Gemeindelebens wie etwa die
Erstkommunion- und Firmkatechese. Relevanzverluste (traditionelle Form des
Sonntagsgottesdienstes) und Bedeutungszuwächse (meditative Gottesdienstformen,
Segnung am Valentinstag) stehen nebeneinander.

Die Relationen zwischen der Bedeutung einer gemeindlichen
Veranstaltung und dem mit ihrer Vorbereitung und Durchführung verbundenen
Aufwand ist ebenso sehr unterschiedlich. Hoher Aufwand garantiert nicht
gleichzeitig eine hohe Bedeutung für die Beteiligten oder die Zielgruppe. Die
Frage nach der Berechtigung hohen personellen oder finanziellen Aufwands führt
vielmehr zur Frage, von welchen Grundüberzeugungen wir uns leiten lassen und
was uns treibt und motiviert.

4. Unser Fundament - Was uns
trägt und leitet

                       

Inspirierende und handlungsleitende Quelle unseres Tuns und
unserer Verantwortung in den Gemeinden des Pastoralverbundes ist die Frohe
Botschaft Jesu Christi, wie sie uns in den Traditionen der Hl. Schrift
begegnet.

Wir glauben, dass er selbst uns anspricht in den
gottesdienstlichen Feiern, in den vielfältigen zwischenmenschlichen Beziehungen
in der Gemeinde und darüber hinaus, besonders im Einsatz für Menschen.

Das folgende Wort Jesu entspricht als konzentriertes Evangelium
unserer Begabung und unserem Auftrag als Gemeinde:

„Der Geist des Herrn ruht
auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den
Armen eine gute Nachricht bringe“. Es gilt, sich davon bestimmen zu lassen:
„unter der Führung seines Geistes, des Trösters, das Werk Christi selbst
weiterzuführen, der in die Welt kam, um der Wahrheit Zeugnis zu geben; zu
retten, nicht zu richten; zu dienen, nicht sich bedienen zu lassen.“ (Gaudium
et Spes, Nr. 3)

Als einzelne Christen, als Angehörige unserer Gemeinden im
Pastoralverbund, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wir daher zuerst von
Gott Angesprochene, denen seine Zusage gilt, bei uns zu sein, unser
Wegbegleiter zu sein, und uns daran teilhaben zu lassen, die Gestalt dieser
Welt zu verwandeln. Der Glaube an diesen Gott Jesu Christi lässt diesen
Mehr-Wert des Lebens erahnen, der immer wieder auf Verwirklichung drängt. Indem
wir daran mitwirken, nehmen wir unsere Begabung durch Taufe und Firmung wahr
und verwirklichen das allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Dabei zielt
Gottes verwandelndes Engagement für diese Welt nicht auf Einheitlichkeit,
sondern bewirkt gerade auch eine bunte Vielgestaltigkeit. Etwas davon zeigt
sich schon in der unterschiedlichen Gestalt von Gemeinden im Pastoralverbund.

„Jedem wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie
anderen nützt“ (1 Kor 12,7). Weder als einzelne noch als Gemeinden sind wir für
uns selbst da; nicht das „Heil einer Gemeinde“, nicht die Perfektion der
eigenen Organisation ist das Ziel unserer Glaubenspraxis, sondern als Gemeinden
sind wir gerufen, uns für das Mehr an Leben in Anspruch nehmen zu lassen. So
brauchen wir Gemeinden als Orte, wo unser Glaube beheimatet sein kann, wo er
gefeiert und gestärkt wird. Dann werden unsere Gemeinden durchlässig zur Welt
um uns herum, indem wir Anteil nehmen an den Freuden und Hoffnungen, Trauer und
Angst der Menschen um uns herum, unabhängig von ihrer kirchlichen, religiösen
oder sozialen Herkunft.

Deshalb brauchen wir selbst als Gemeinden immer wieder Umkehr und
Erneuerung. „Gleicht euch nicht dieser Welt an sondern wandelt euch und
erneuert euer Denken!“ (Röm 12,2) – Der Entstehungsprozess und die
Fortschreibung eines Pastoralkonzeptes ist im besten Fall die Erfüllung dieses
Auftrags.

5. Zielperspektiven - Was
wir wahr machen wollen

  • Liturgie

    Gottesdienstliches Feiern soll die Wirklichkeit Gottes in der Mitte der
    Menschen spürbar werden lassen. Gerade im Bereich Liturgie wirken sich
    ästhetische Erwartungen und Ausdrucksmöglichkeiten unterschiedlicher sozialer
    Milieus (gem. Sinus-Studie) in besonderer Weise aus. Wir müssen zur Kenntnis
    nehmen, dass wir mit der Hochform der sonntäglichen Eucharistiefeier nur noch
    ein schmales Milieu-Segment erreichen.

    Trotz aller amtlich gesetzten Grenzen braucht es hier ständiges Bemühen um eine
    Erschließung dieser Form sowie ein Bemühen um eine menschengerechte Sprache und
    Gestaltung.   



    Die Ansprechbarkeit von Menschen durch nicht-eucharistische Gottesdienste
    verschiedener Art spricht für deren Ausbau. Wir mühen uns um eine
    Vielgestaltigkeit liturgischer Feiern und Ausdrucksformen. Neue liturgische
    Feiern zu verschiedenen Anlässen, die besonders dem Bedürfnis nach wirklichem
    Erleben entgegen-kommen, wären zu entdecken und zu fördern.    
  • Verkündigung

    Der Verlust an Plausibilitäten unseres Glaubens ist Ausdruck nicht allein einer
    Kirchen- sondern vielmehr einer Krise des Gottesglaubens selbst. Dem muss sich
    die Verkündigung des Glaubens stellen. Für viele Kinder und Jugendliche haben
    die katechetischen Prozesse vor der Erstkommunion oder der Firmung den
    Charakter einer Erstverkündigung des Glaubens, für viele ihrer Eltern einer
    erneuten „Erstverkündigung“. Das begreifen wir als Chance, unser Zugehen auf
    diese Menschen neu zu überdenken und die katechetischen Konzepte immer wieder
    zu prüfen.      



    Die Verkündigung des Glaubens braucht unsere eigene Glaubwürdigkeit und das
    Bemühen, immer wieder ansprechende Wege zu finden. Gerade unsere „Schätze“ im
    musikalischen und künstlerischen Bereich wollen wir dazu einsetzen.     
  • Diakonie

    In unserem Umfeld begegnen uns soziale Herausforderungen verschiedener Art. Wir
    werden konfrontiert mit unterschiedlichen Verarmungen: handfest
    materiell-finanziell, soziale Verarmung durch Arbeitslosigkeit, Vereinsamung
    (zunehmende Zahl alter / allein stehender Menschen) und erzieherische
    Verwahrlosung, kulturelle Verarmung (Medien). Wir wissen uns als Gemeinden
    aufgerufen, für diese Herausforderungen wach und sensibel zu bleiben / zu
    werden und wo irgend möglich, hilfrei-che Beziehungen aufzubauen.



    Unsere Kindergärten schätzen wir als wichtige Orte, an denen wir uns für Kinder
    und Eltern stark machen können. Die Kindergärten weiten die Kontakt-möglichkeiten
    der Gemeinde in viele soziale Milieus. Darin liegen große Chancen diakonischer
    Pastoral, denen sich Organisation und Konzeption unserer Kindergärten zu
    stellen hat.



    Die verschiedenen Formen der Jugendarbeit wollen wir gerade unter dem diakonischen
    Aspekt begleiten. Sowohl die bei uns vorhandenen Formen verbandlicher (DPSG,
    KJG) und gemeindlicher (Messdienerarbeit) Jugendarbeit wollen wir durch
    infrastrukturelle (insbesondere Räumlichkeiten), finanzielle und personale
    Mittel unterstützen. Insbesondere Aus- und Weiterbildung von Mitarbeiterinnen
    und Mitarbeitern müssen inhaltlich und finanziell gefördert werden.    



    Diakonische Arbeit leisten in beiden Gemeinden insbesondere auch die
    Caritas-Konferenzen. Durch die Struktur ihrer Mitarbeiterrinnenrunden mit
    vielen sozialen Kontakten haben sie Zugang zu Menschen in verschiedenen
    Notsituationen. Über die Anbindung an den Caritasverband in Herne gibt es
    Zugang und Vermittlungsmöglichkeit zu den verschiedenen Fachdiensten mit ihren
    professionellen Hilfsangeboten. Gleichwohl ist uns bewusst, dass die
    diakonische Funktion der Gemeinden nicht allein an Caritas-Konferenzen
    delegiert ist, sondern dass Diakonie quer durch alle Bereiche des
    Gemeindelebens stattfinden muss.
  • Gemeinschaft:
    Gemeinde und Pastoralverbund     


    Die Unterscheidung zwischen Pfarrei und Gemeinde ist uns eine wichtige Hilfe.
    Wir sehen den Pastoralverbund als eine Gemeinschaft beider Gemeinden, in denen
    jeweils eigene Lebensvollzüge beheimatet sind. Wir wertschätzen das, was in der
    Einzelgemeinde an Gruppen, Aktionsformen, Leben- und Glaubensorten vorhanden
    ist. Wir wollen dies, so weit wie möglich, fördern und stützen. Wir sehen den
    Pastoralverbund als eine Ebene, die nach dem Subsidiaritätsprinzip die Aufgaben
    beider Gemeinden trägt, die auf dieser Ebene effektiver bewältigt werden
    können. Es ist bleibende Aufgabe der pastoral verantwortlichen Personen und
    Gremien, immer wieder zu überprüfen, welche seelsorglichen Arbeitsbereiche,
    welche Aktionen und Organisationsformen auf welcher Ebene am wirkungsvollsten
    angesiedelt sind.       



    Schwerpunkte der Zusammenarbeit im Pastoral-verbund sind bislang Erstkommunion-
    und Firmvor-bereitung, gemeinsame Aktionen (bes. Freizeiten) im Bereich der
    Jugendarbeit, das gemeinsame Team der Hauptamtlichen, Bildung eines gemeinsamen
    Pfarrgemeinderates.

Den Himmel offen halten …

heißt für uns

  • die Wirklichkeit des fern-nahen Gottes in unseren Gottesdiensten
    zu feiern – in vielfältigster Art, gottvoll, erlebnisstark
  • die Botschaft des christlichen Glaubens als Zuspruch und Anspruch
    glaubwürdig zu vermitteln auf ansprechenden – vor allem auch musikalischen –
    Wegen     
  • uns stark zu machen für Kinder und Jugendliche, die uns in unseren
    Gruppen und Kindergärten anvertraut sind, und wach zu sein für die sozialen
    Herausforderungen in unserem Lebensraum    
  • uns als einladende Gemeinschaft zu zeigen, die sich für das
    Zusammenleben der religiös und kulturell verschiedensten Gruppen vor Ort
    mitverantwortlich weiß.

Unsere Überzeugung ist: die Wirklichkeit, die wir sehen und
erleben, ist nicht Ein und Alles.

Wir sind berufen, die größere Wirklichkeit wahr zu nehmen und mit
unseren Möglichkeiten wahr zu machen.

Eine andere, eine bessere Welt ist um Gottes Willen möglich.